1. Wiedergründung des Waldvereins Regensburg

Während die Vereinstätigkeit nach dem 1. Weltkrieg - wenn auch mit Behinderungen - ihren Fortgang nahm, bedeutete das Ende des 2. Weltkrieges wie in nahezu allen Bereichen den Stillstand des Vereinsbetriebes. Durch Besatzungsrecht wurde der Waldverein Regensburg aufgelöst; jede Betätigung wurde ihm verboten. Als Stammtisch getarnt bildete sich nach und nach ein "Ausschuss", bestehend aus ehemaligen Vorstandsmitgliedern, der in der Gaststätte Obermünster zusammenkam und sich um die Vereinsangelegenheiten annahm. Ihm gehörten die Herren Philipp Schipper, Dr. Heinrich Pemsel, Ludwig Akstaller, Heinrich Burkert, Hans Knauer, Bernhard Reindl, Max Stöckl und Eduard Zwack an. Neu hinzu kamen die Herren Julius Brockhaus und Gustav Krepl. Der Ausschuss wurde auch als provisorischer Vorstand bezeichnet. Auf ein Gesuch "um Genehmigung des Vereins" im Juli 1946 über das Kulturamt der Stadt Regensburg an das Bayerische Staatsministerium des Innern erging kein Bescheid.

Erst auf Grund der Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern über das Vereinswesen vom 8.4.1947 (StAnz. Nr. 15 vom 12. 4. 1947) wurden Vereinsgründungen wieder zugelassen. Daraufhin wurde für den 11. Juli 1947 von Eduard Zwack "die Gründungsversammlung des Waldvereins Regensburg" in das Bräustüberl der Brauerei Kneitinger einberufen. Auch die Leitung übernahm Zwack, der neben Brockhaus, Knauer und Krepl als politisch unbelastet vermerkt wird. Beschlossen wurde eine neue, den geänderten politischen Verhältnissen angepasste Satzung. Ein neuer, "unbelasteter" Vorstand wurde gewählt:

  • 1. Vorsitzender: Dr. Norbert Fischer, Universitätsdozent

  • 2. Vorsitzender: Josef Reil, an dessen Stelle in der Mitgliederversammlung am 13.2.1948 Hans Knauer gewählt wurde

  • Schriftführer: Ida Schwarzer, jedoch schon 1948 wieder Heinrich Burkert

  • Kassier: Maria Täumer, 1948 Josef Reil

Unter den Beisitzern, die nach der Satzung nicht vorgesehen, vielmehr nur tatsächlich berufen wurden, finden wir so bekannte Namen wie Akstaller, Dengier, Dr. Pemsel, Reindl und Stöckl. Als Mithelfer im Arbeitsausschuss stoßen wir erstmals auf Paul Pemsel.

Es wurde ein Entnazifizierungsausschuss gebildet, der darüber zu wachen hatte, dass Hauptschuldige, Belastete und Minderbelastete nicht aufgenommen wurden. Mit Lizenz Nr. 16 vom 7.10.1947 der Stadt Regensburg erhielt der "Waldverein Regensburg" die Zulassung unter einer Reihe von Auflagen. Damit war der Verein wieder ins Leben gerufen. Die erste Mitgliederversammlung fand am 13.2.1948 im Bischofshof statt, in der die Vorstandswahl und die Beschlussfassung über die neue Satzung wiederholt wurden. 38 Personen, darunter 35 ehemalige Mitglieder fanden sich zu ihr ein. Die neue Satzung und der neue Vorstand wurden am 16.3.1948 zur Eintragung in das Vereinsregister angemeldet und am 3.5.1948 eingetragen. Am 2.4.1948 fand die erste Vorstandssitzung statt, in der die organisatorischen Beschlüsse zur Wiederaufnahme der Vereinsarbeit gefasst wurden.

Die Voraussetzungen dafür waren alles andere als günstig. Der Jahresbericht 1948 gibt einleitend die Stimmung vor allem der alten Anhänger des Vereins wieder und macht deutlich, wie die Verhältnisse gesehen wurden. Es heißt dort:

"Das Jahr 1948 lag gleich seinen Vorgängern als Folge des unglücklichen Kriegsausgangs noch in voller Schwere seiner Krisen, Unruhen und Enttäuschungen auf uns. Deutschland hat alles verloren, was ein Land verlieren kann: seine Existenz, sein Ansehen, dazu weite Gebiete im Osten und seine unersetzliche Kohlenindustrie nebst unersetzlicher Werte an Substanz und Kulturschätzen. Wirtschaft, Wohlstand, Ordnung und Gesittung wichen einem Chaos unheimlichsten Ausmaßes. Der Gesamtbegriff Deutschland ward zur Ruine und sein Bereich ein Land der Trauer und Tränen und Verzweiflung. In zwei Hälften gespalten, in vier Besatzungszonen und in ein Dutzend Länder aufgeteilt, immer noch ohne Friedensschluss ist es zwischen den Siegermächten zu einem gefährlichen, schier unlösbaren Problem geworden. Das deutsche Volk versklavt, vertrieben, verfemt, verarmt und ausgehungert, seelisch und körperlich verelendet, verbittert und ohnmächtig seinem Schicksal preisgegeben, erlebt es in tiefster Erniedrigung die dunkelsten Zeiten seiner Geschichte. Seine Bestrebungen, langsam die grausamen Wunden des fürchterlichen Krieges zu heilen und in die Trostlosigkeit und den Zerfall wieder Ordnung und Ruhe, Hoffnung und Aufbauwillen zu bringen, werden auf Jahre hinaus seine ganze Kraft und Hingabe beanspruchen in der Voraussetzung, dass nicht eine neues Kriegsunheil die Völker ergreift".

Der allgemeine Zusammenbruch habe auch den Waldverein erfasst und nach über 40-jährigem Bestand aufgelöst. Im Zusammenhang mit den Klagen über das zerstörte Markierungsnetz findet der Berichterstatter auch das Wort vom "wahnsinnigen Krieg".

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Waldverein Regensburg e.V.

Inhaltsverzeichnis

Dieser Abschnitt - Die Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg bis 1984 - ist unterteilt:

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Diese Chronik von Friedrich Megele ist in 4 Abschnitte aufgegliedert.

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Dr. Norbert Fischer

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