2.f Geselliges und kulturelles Leben; Bibliothek

Von der Wiedergründung des Vereins im Jahre 1947 an entwickelte sich - nach einer kurzen Anlaufzeit - ein außerordentlich reges kulturelles und geselliges Leben. Der erste Vorsitzende nach dem Kriege, Dr. Norbert Fischer, Bibliothekar und Dozent an der damaligen Universität in Regensburg, zugleich Vorsitzender des Regensburger Kulturausschusses mit guten Verbindungen zum Rundfunk, war ein sehr rühriger, dazu kenntnisreicher Mann. Hinzu kam Pieps Dengier, der lange dem Verein fern gestanden hatte und nunmehr wieder ein Feld vorfand, auf dem er sich als kultureller Gestalter betätigen konnte. Die Jahre der Vorstandschaft Dr. Fischers und seines Nachfolgers, Professor Dr. Dr. Josef Dünningers, bis 1954 sind durch eine weitgehend kulturelle Ausrichtung des Vereinsbetriebes herausgehoben.

Der zunächst noch schwache Mitgliederstand gab Veranlassung zu einer Werbeveranstaltung am 21. Oktober 1948 mit Darbietungen von Pieps Dengier, die von den Anwesenden gut aufgenommen wurden. Der Besuch war jedoch unbefriedigend. 1949 wird von sieben eigenen Unternehmungen, dazu von der Beteiligung an sieben anderer Organisationen berichtet: Dichterlesungen mit Max Peinkofer und Andreas Staimer, Vorträge über Mundartforschung und über Ortsnamen unserer Heimat, Gedenkfeier für Hans Watzlik, ein Balladenabend mit Pieps Dengier, ein Lichtbildervortrag mit dem Schlesierverein, ein im Stadttheater aufgeführtes Heimatstück von Pieps Dengier "Der goldene Becher". Dazu Lichtbildervorträge über Themen aus dem Arbeitsgebiet des Vereins, einer davon mit den Naturfreunden. Mit der "Dorflinde Kareth" und dem Zitherclub Regensburg fanden gemeinsame Unterhaltungsabende statt. Zum ersten Mal seit 1939 wurden die Jubilare wieder - am 24. November 1949 - in einer besonderen Feier geehrt.

Ein lebhaftes kulturelles Programm auch 1950 und 1951. Ein Abend mit Max Peinkofer und dem Zitherclub Regensburg, drei Dichterlesungen, davon eine mit Heinz Schauwecker, ein Vortrag von Dr. Fischer mit Lichtbildern über "Adalbert Stifter und seine Heimat", ein Vortrag über" Winterliches Brauchtum im Bayerischen Wald", eine Hans-Watzlik-Feier des Bayerischen Waldvereins beim Zwieseler Waldhaus unter Leitung von Dr. Fischer, Lichtbildervorträge von Dr. Josef Ritz über "Kultur und Heimat" und von Dr. Fischer über "Wanderungen durch den Oberpfälzer Wald", ein literarischer Unterhaltungsabend "Im Banne einer alten Stadt", vermittelt durch die Regensburger Schriftstellerrunde "Grüner Kranz". Dazu das erstmalige Auftreten von Paul Pemsel mit einem Lichtbildervortrag "Städte, Berge und Täler", ein Streifzug durch den Bayerischen und den Böhmerwald und ihre Randgebiete. Ferner der Abschiedsabend für Dr. Fischer am 21. April 1951 mit einem bunten Programm unter dem Motto "Heiteres Wandern" und der Ehrenabend für die Vereinsjubilare mit Pieps Dengier und dem Pianisten Landgerichtsrat Dr. Weber.

1952 ein Besuch des Regensburger Stadtmuseums unter Leitung von Dr. Pemsel und Dr. Boll, eine Adalbert-Stifter-Feier mit der sudetendeutschen Landsmannschaft im Herzogssaal, Lichtbildervorträge von Dr. Fischer, Dr. Färber, Paul Pemsel und Hans Neudecker, Familienabende, eine Fahrt zum Heimatfestspiel "Der Guttensteiner" auf dem Schwarzwihrberg bei Rötz, ein Grundkurs im Volkstanz, der Ehrenabend für die Vereinsjubilare mit Lichtbildervortrag und Darbietungen von Pieps Dengier.

Das Jahr 1953 wurde von der 50-Jahr-Feier des Vereins mit dem herausragenden Vortrag von Professor Dr. Dünninger: "Regensburg und der Bayerische Wald" beherrscht. Es muss eine prächtige Veranstaltung in der Halle der Regensburger Turnerschaft gewesen sein mit Fanfarenbläsern, einem von Pieps Dengier verfassten Prolog, gesprochen von dem Schauspieler Kohl in historischer Tracht, mit der "Festkapelle der Landshuter Hochzeit", mit Max Matheis, den Regenhütter Buam, Aufführungen des Tanzstudios Krippner. Ob der Dom aus Anlass des Jubiläums angestrahlt, am Bahnhof zur Begrüßung der Gäste ein Transparent angebracht und beflaggt wurde, was man erreichen wollte, ist nicht mehr ersichtlich. Heraus kam jedenfalls ein Heft des "Bayerwald" mit ausschließlich Regensburger Beiträgen und rechtzeitig der neue Wanderführer des Vereins.

Dr. Fischer setzte es durch, die Sektionsfeier mit der Hauptversammlung des Gesamtvereins in Regensburg zu verbinden. Die Jubiläumsfeier fand am 18. Juli statt, die Veranstaltung des Hauptvereins an diesem und dem folgenden Tage. Die Vorbereitungen für das Jubiläum beschäftigten die Sektion allerdings in so erheblichen Maße, dass für sie der Hauptverein mehr oder weniger in den Hintergrund trat.

1953 außerdem Lichtbildervorträge von Paul Pemsel, eine gemeinsame Feier mit den Regensburger Schriftstellern für Pieps Dengier zu dessen 60. Geburtstag, eine Dichterlesung mit Max Matheis aus Passau und der Besuch des Festspiels "Trenck, der Pandur" in Waldmünchen.

1954 neben Lichtbildervorträgen gemeinsame Abende mit der Böhmerwaldgruppe der sudetendeutschen Landsmannschaft und auch in den folgenden Jahren noch ein angeregtes kulturelles Leben im Verein. Die Waldlermesse von Hubrich/Neumann wurde 1955 und 1956 je einmal, insgesamt viermal bis Mitte der 70er Jahre aufgeführt. 1956 fand ein Waldschmidt-Abend, 1957 ein Frühlingsfest "Im Auswärts" statt. Im selben Jahr hielt Paul Pemsel Lichtbildervorträge in Falkenstein und in Wörth vor der Pommerschen Landsmannschaft. 1958 und 1959 wurden Sonnwendfeiern veranstaltet. 1959 nahm man an einer Feier der Watzlik Gemeinde teil. Kontakte zum Liederverein Stadt am Hof und zum Zitherklub Regensburg bestanden noch bis 1962.

In all diesen Jahren wurden meist drei Lichtbildervorträge, manchmal auch vier, vereinzelt nur zwei oder auch nur einer gehalten, zum Teil gemeinsam mit der Volkshochschule. Mit solchen Vorträgen nahm in diesen und den folgenden Jahren das kulturelle Leben im Verein nach und nach seinen Weg zu alljährlich gleichen Veranstaltungsprogrammen, deren Themenkreis sich im Allgemeinen im Rahmen der Vereinstätigkeit hielt. Dazu kam bis 1969 der Ehrenabend für die Jubilare. Vortragende waren meist Franz Vetterl, Wilhelm Engelhardt und von den 50er bis in die 70er Jahre auch Paul Pemsel. In den Jahren 1957 bis 1960 tat sich Studienrat Reindl mit mehreren Lichtbildervorträgen hervor.

Vetterl griff, vor allem bei Veranstaltungen mit der Volkshochschule, auch über die Vereinsthemen hinaus. Engelhardt berichtete mehrmals über seine Hochtouren in den Alpen. Alljährlich gab es eine Rückschau auf das abgelaufene Wanderjahr. Häufig bereiteten Vorträge auf geplante Fahrten vor. Die letzte gesonderte Feier zur Ehrung verdienter Vereinsmitglieder im Jahre 1969 war zugleich Ehrenabend für Pieps Dengier zu dessen 75. Geburtstag. Von 1970 an wurde die Auszeichnung der Jubilare mit der Mitgliederversammlung verbunden.

An diesem Bild des kulturellen und geselligen Lebens im Verein änderte sich auch unter dem Vorsitz des im Ganzen recht rührigen Alois Demling nicht viel. Die regelmäßigen geselligen Zusammenkünfte, die früher immer wieder einmal für einige Zeit stattgefunden hatten, wurden 1975 erneut aufgenommen. Sie finden jeden Mittwoch statt und haben sich seitdem gehalten. Zu den jährlichen Lichtbildervorträgen kamen 1974 und 1975 Adventsfeiern in Ramspau und im Augustinersaal hinzu. 1975 fand - eine Ausnahme - wieder ein besonderer Ehrenabend für verdiente Mitglieder statt. Im November 1976 - nach dem Ausscheiden Demlings - wurden von Gerhard Sandner, schon im Vorgriff auf das Jubiläumsjahr 1977, zwei Kurse für Hinterglasmalerei aufgezogen, die von 22 und 15 Personen besucht wurden und recht gute Aufnahme fanden.

Der letzte Vortrag von Franz Vetterl wird für das Jahr 1976 vermerkt. Von 1978 an gab jeweils Max Kutzer mit seinen Dias einen Rückblick auf das abgelaufene Wanderjahr. Weitere Vorträge (mit und ohne Lichtbilder) fanden nur noch vereinzelt statt, so die umfassenden Einführungen von Willi Kessel für eine Südtirolund eine Schweizfahrt 1985 und 1986.

Einen neuen Anstoß erhielt das kulturell-gesellige Leben im Verein mit der Übernahme der Vorstandschaft durch Friedrich Viehbacher. Zu den Feiern zum 75-jährigen Vereinsjubiläum im Herbst 1977 kam hinzu die Beteiligung am Regensburger Bürgerfest, ein schöner Erfolg. Mehrere auswärtige Sektionen folgten der Einladung zur Teilnahme. Eine Sternwanderung nach Adlersberg mit Sonnwendfeier konnte nur in strömendem Regen abgehalten werden. Unter Anleitung von Gustl Motyka trafen sich im Augustinersaal mehrere Volksmusikgruppen zu einer gut besuchten adventlichen und weihnachtlichen Stunde. Mit einer Sonnwendfeier machte man 1979 nochmals einen Versuch, der ein voller Erfolg war. Als jedoch die Feier 1980 wieder verregnet wurde, gab man es mit dem Sonnwendfeiern auf. Ein im selben Jahr veranstaltetes Adventsingen fand nur unzureichende Resonanz. Von da an bewegte sich das kulturelle Leben im Verein in fester, nicht zu weiter Bahn. Wie schon vermerkt finden die alljährlichen Adventsfeiern des Vereins seit 1979 bei Eslarn statt. Es darf dabei nicht übersehen werden, dass die Zahl der Kulturfahrten in diesen Jahren weiter zugenommen hat.

Fasching wurde nach dem Kriege zum ersten Mal 1950 gefeiert. Von da an gehören Faschingsfeiern mit wenigen Ausnahmen zum festen jährlichen Programm. Die Art der Ausführung wechselte. Unter Professor Dr. Dünninger wurde 1953 in der Halle der Regensburger Turnerschaft wieder ein Arberfest veranstaltet. Es hatte in den bei den folgenden Jahren eine Wiederholung. Dann schloss man sich 1956 bis 1958 mit dem Alpenverein zum Faschingstanz der Bergsteiger und Wanderer zusammen. 1959 und 1960 ließ man den Fasching ausfallen. 1960 gab es zum ersten Mal den "Bunten Abend auf der Leinwand" mit Prämierung der originellsten Dias - einerseits ein Rückblick auf das abgelaufene Vereinsjahr, zugleich wohl ein Ersatz für eine Faschingsfeier. Bis 1966 fanden diese Abende alljährlich etwa im Januar statt. Von den von 1961 bis 1976 zunächst nach Niedergebraching, später nach Undorf, vereinzelt auch zu anderen Zielen unternommenen Faschingswanderungen wurde schon berichtet. Von 1977 an kamen die Waldlerbälle mit den Saulockern, mehrmals auch mit den Tanngrintlern. Nur 1978 ließ man nochmals den Fasching ausfallen.

Große Gelegenheiten zum Feiern gaben, wie schon angesprochen, die nach dem Kriege anfallenden Jubiläen des Vereins. Sie wurden festlich aufgezogen und fanden bedeutende Resonanz in der Öffentlichkeit. Abgeordnete, Vertreter der Kirchen, der Verwaltungen, des Hauptvereins nahmen daran teil. War es 1953 die Ansprache eines bedeutenden Wissenschaftlers, so gab der Feier 1963 (60-Jahr-Feier) die Mitteilung des Oberbürgermeisters, die Stadt habe einen Verbindungsweg in Prüfening "Waldvereinsweg" benannt, einen besonderen Akzent. 1977 (75-Jahr-Feier) fand neben einem Familienabend im großen Kolpingsaal mit Volksmusik und Volkstanz ein Festakt im Herzogssaal mit dem Präsidenten des Bayerischen Waldvereins, Regierungspräsident Dr. Schmid, und zahlreichen bedeutenden Vertretern des öffentlichen Lebens statt. Die Festansprache hielt Dr. Färber "Die Entdeckung des Bayerischen Waldes". Musikstücke des fürstlichen Hofmusikintendanten Theodor von Schacht und die Kötztinger Sängerinnen mit Arien aus dem Bayerischen Wald gaben eine vorzügliche musikalische Umrahmung. Den Festgottesdienst hielt Msgr. Johann Pemsel.

Um die Feier zum 80-jährigen Bestehen des Vereins im Mai 1983 hat sich besonders Gerhard Sandner verdient gemacht. Die Teilnahme von Sängern, Musikanten und Tänzern aus dem Chodenland hoben die Festveranstaltung im Audimax der Regensburger Universität weit heraus. Darbietungen auch einheimischer Kräfte rechtfertigten das Motto "Musik aus dem Böhmerwald und dem Bayerwald".

Die Bibliothek wurde 1948 im Dörnbergpalais untergebracht und dort von Dr. Fischer, nach dessen Ausscheiden aus dem Vorstand bis 1955 von Gustav Krepl betreut. In diesem Jahr wurde sie der staatlichen Bibliothek als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Sie blieb dort unbenützt wie in all den früheren Zeiten, abgestellt in einer Ecke. 1984 nahm sich IIse Seiler ihrer an, brachte sie in gute Ordnung und bemühte sich vor allem den Bibliotheksbetrieb mit Leben zu erfüllen. Dazu wurde die Bücherei 1985 von der staatlichen Bibliothek in das Vereinslokal im Salzstadel übernommen. Der Bestand wurde auf die den Bayerischen Wald, die Oberpfalz und die Randgebiete bezügliche Literatur beschränkt. Eine Ordnung des Vereinsarchivs durch IIse Seiler und Adolf Stoll in den Jahren 1983 und 1984 war vorausgegangen.

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Inhaltsverzeichnis

Dieser Abschnitt - Die Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg bis 1984 - ist unterteilt:

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Diese Chronik von Friedrich Megele ist in 4 Abschnitte aufgegliedert.

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Professor Dr. Dr. Josef Dünninger

Professor Dr. Dr. Josef Dünninger

Friedrich Viehbacher (rechts) mit Julius Sailer

Friedrich Viehbacher (rechts) mit Julius Sailer

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