Naturschutz im Höllbachtal

Die Auseinandersetzungen um die geplanten und durchgeführten Maßnahmen zum Bau von Kraftwerken im Höllbachtal bei Brennberg und zur Ab- und Umleitung des Wassers des Höllbachs zum Teil mit der Folge weitgehender Trockenlegung der Hölle - das musste erwartet, zumindest befürchtet werden - haben den Verein fast seit Beginn seines Bestehens beschäftigt. Sie sollen hier im Zusammenhang festgehalten werden.

Erstmals 1919...

... erscheint der Höllbach als Energieträger in den Sektionsunterlagen: Ein schon vor dem Krieg gefasster Plan, unterhalb der Dosmühle ein Kraftwerk zu bauen, sollte wieder aufgegriffen werden. Der Unternehmer habe jedoch seine Pläne aufgegeben.

1921...

... wandte sich die Sektion gegen einen Kraftwerksbau am Höllbach. Es lägen zwei Projekte vor. Bei ihrer Ausführung würden die Schönheiten des Höllbachtales vernichtet. "Gemeinsam mit dem Naturschutzverein" wurde die Sektion beim Staatsministerium des Innern vorstellig. Sie trat dem Verein für Heimatschutz bei, von dem sie Hilfe erwartete.

1924

Energische Vorstellungen von Max Kappelmeier gegen einen geplanten Kraftwerksbau am Höllbach - mit welchem Erfolg ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich.

1928

Bemühungen der Sektion, einen Kraftwerksbau am Höllbach zu verhindern. "Durch Zusammenfassung der Quellen bei Postfelden solle die Hölle wasserlos gemacht und so ihres Reizes beraubt werden". Erregte Debatten im Vorstand: "Es müsse alles unternommen werden, um die Hölle zu retten. Das Gebiet um die Hölle müsse unter Naturschutz gestellt werden".

1929

Weitere Bemühungen, die Hölle unter Naturschutz zu stellen.

1936

Noch in letzter Stunde sei es möglich gewesen, eine Erweiterung der bestehenden Kraftwerksanlagen im Höllbachtal zu verhüten. "Auf unsere Vorstellungen und mit unserer Mitwirkung" seien behördlicherseits die bereits begonnenen Bauarbeiten eingestellt worden. Ein landschaftlich besonders schöner Teil des Höllbachtales sei damit vor großer Verunstaltung bewahrt worden.

1939

Erneute Bemühungen der Sektion, die Hölle unter Naturschutz zu stellen.

1940...

... kam die Sektion "nach eingehender längerer Aussprache im Vorstand" zu der Ansicht, den Plänen des Kraftwerksbetreibers Heider, "in der Hölle ein neues Kraftwerk zu errichten", evtl. zuzustimmen, wenn das Werk in den landschaftlich weniger schönen Teil der Hölle verlegt und keine späteren Erweiterungen vorgenommen würden. Das eigentliche Gebiet der Hölle müsse unverändert bleiben.

1953...

... habe der Verein, so wird berichtet, "wegen des Naturschutzgebietes Hölle" und "bezüglich des Falles Heider" bei der NaturschutzsteIle Beschwerde eingelegt. Von weiteren Schritten ist die Rede, doch wird darüber nichts vermerkt.

In den Jahren 1956 bis 1959 beschäftigte sich die Sektion wiederholt und sehr nachdrücklich mit Baumaßnahmen der Energieversorgung Heider:

1956...

... trug der Vorsitzende des Vereins in einem längeren, an die Regierung der Oberpfalz gerichteten Schriftsatz seine Bedenken gegen eine "weitere Staustufe am Höllbach" vor. Mehrere Vereine hätten sich zur Verhinderung des Bauvorhabens zusammengeschlossen. Auch dem Ministerpräsidenten Högner seien die Bedenken vorgetragen worden.

1957

Insgesamt 19 Vereine hätten sich zu einer Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Naturschutzgebietes Hölle verbunden und sich gegen das Projekt Heider gewandt. Eingeschaltet habe sich auch der Abgeordnete Schlichtinger (später Oberbürgermeister der Stadt Regensburg). Der Waldverein setzte sich schriftsätzlich mit dem Rechtsvertreter des Unternehmens auseinander.

1958 und 1959...

... war der Waldverein weiter mit den Baumaßnahmen am Höllbach befasst. Durch gemeinsame Vorstellungen beim Landtag, bei der Staats- und Bezirksregierung habe schließlich eine zu 80% tragbare Lösung gefunden werden können. Einigen Mitgliedern der Sektion waren die Proteste allerdings nicht nachdrücklich genug. Dabei hatte der Waldverein als erster seine Stimme erhoben. Als am behördlichen Verfahren nicht beteiligt hatte er ohnedies keine Möglichkeit des direkten Eingreifens.

1984

Vergleicht man damit die Darstellung in der Festschrift 1984 der Energieversorgung Heider, so mag der Eindruck entstehen, als sei deren Entwicklung am Waldverein Regensburg vorbei gegangen. Das ist gewiss so nicht richtig. Tatsache ist, dass die Hölle unter Naturschutz gestellt und im Wesentlichen in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten worden ist. Auch die weiteren Eingriffe im Höllbachtal haben sich unter Berücksichtigung der ganzen Umstände in Grenzen gehalten. Hier liegt sicher auch ein Verdienst des Waldvereins vor.

Die ersten Ausbaumaßnahmen am Höllbach scheint man allerdings nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Denn schon 1909 wurde damit begonnen und im folgenden Jahr wurde in der ehemaligen Hammermühle eine Turbine aufgestellt. Bis zum 1. Weltkrieg - so die Festschrift - "war man gezwungen, wegen der steigenden Nachfrage nach Anschlüssen den Höllbach weiter auszubauen". Der Vermerk im Jahresbericht 1919 der Sektion, der Unternehmer habe seine Kraftwerkspläne aufgegeben, zeigt den Vereinsvorstand wenig informiert.

Von da an wandte man allerdings dem Geschehen am Höllbach volle Aufmerksamkeit zu, wenn man davon absieht, daß der weitere Ausbau der 2. Höllbachstufe im Jahre 1949 vorn Waldverein nicht registriert wurde. Erfolgreich scheinen die Einwendungen im Jahre 1936 und jedenfalls recht weitgehend Ende der 50er Jahre gewesen zu sein. In der Zeit des "Dritten Reiches" hatte die Energieversorgung Heider nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, sich zu halten und eine Fusionierung - mit der OWAG bzw. mit deren Nachfolgerin, der OBAG - zu vermeiden. In diesem Zusammenhang mag ein restriktives Verhalten der Behörden gegenüber Ausbaumaßnahmen des Unternehmens zu erklären sein. Seine Dieselanlage konnte es allerdings im Jahre 1936 erweitern. Dem Bau der 2. Kraftwerksstufe am Höllbach im Jahre 1942 - Kriegszeit - wurden keine Hindernisse in den Weg gelegt. Es handelt sich hier offenbar um die Maßnahme, gegen die der Verein 1940, wenn auch unter Bedingungen, von Einwendungen abgesehen hat.

Die allgemein kritischer gewordene Einstellung gegenüber Eingriffen in die Natur hat zweifellos den Teilerfolg der Naturschützer Ende der 50er Jahre mit herbeigeführt. Es ging damals um die dritte Kraftwerksstufe am Höllbach im Zusammenhang mit dem Bau der beiden großen Wasserspeicher bei Rettenbach und Postfelden.

Trotz aller Proteste hat sich die Energieversorgung Heider zu einem ansehnlichen Unternehmen entwickelt, das auch die Nutzung der Wasserkraft des Höllbaches durchgesetzt hat, wenn sicher auch mit Verzögerungen und Einschränkungen. Heute deckt das Unternehmen seinen Strombedarf nur gut zu einem Siebentel aus Eigenerzeugung. Davon wird weniger als die Hälfte durch Nutzung der Wasserkraft gewonnen. Aus heutiger Sicht stellt sich die Frage, ob die Eingriffe in das Höllbachtal letzten Endes zu rechtfertigen waren. Die "heutige Sicht" verstellt indessen den Blick auf die Realitäten der jeweiligen Zeit, wie das auch sonst zu beobachten ist.

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