Donau Post Jahr 2017

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Ohne Markierer keine Wanderwege

(Artikel vom 11.07.2017 / Landkreis)

Sektion Regensburg des Bayerischen Waldvereins betreut 1360 Kilometer langes Wegenetz

Bild zum Zeitungsauschnitt am 11.07.2017

Die Markierer-Truppe des Bayerischen Waldvereins, Sektion Regensburg, mit Obmann Karl-Heinz Albert (vorne, 2. von links) und Vorsitzender Rosi Thoma (vorne, 3. von links). Foto: Hossfeld

Landkreis. Wer in der freien Natur unterwegs ist, durch Wälder streift und auf Feld- oder Wirtschaftswegen die nähere und weitere Umgebung seiner Heimat wandernd erkundet, kann dies in der Regel in der Gewissheit tun, dass er dort hingelangt, wo er hin will und auch wieder ohne Umweg nach Hause kommt. Dass das so ist, ist einzig und allein den Männern und Frauen zu verdanken, die als Mitglieder des Bayerischen Waldvereins die rund 1360 Kilometer Wanderwege in Stadt und Landkreis regelmäßig betreuen. Seit 1901, als die Sektion gegründet wurde, gehen die Markierer, bewaffnet mit Holzkästen, in denen sie die Markierungsfarben aufbewahren sowie mit vorgefertigten Schildern, auf denen Wegnummern, Ziel und Dauer der jeweiligen Wanderung vermerkt sind, die Wege ab und sorgen dafür, dass der Wanderer jederzeit und überall weiß, wo(ran) er ist.

Karl-Heinz Albert ist der Obmann der derzeit 28 Mitglieder starken Markierertruppe des Bayerischen Waldvereins, Sektion Regensburg. "Das sind die Tragsäulen des Vereins", lobt Albert seine Freiwilligen: "Ohne Markierer keine Wanderwege!", lautet das Fazit für diese nicht zu unterschätzende wiewohl in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Tätigkeit. Denn sie sind nicht nur für die ordnungsgemäße und akribisch geplante Auszeichnung der Wege zuständig, sondern sorgen auch dafür, dass zugewucherte Passagen frei geschnitten oder sonstige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.

Bild zum Zeitungsauschnitt am 11.07.2017

Ein Baum ist mit den typischen Wanderhinweisen versehen. Foto: Hossfeld

Bis 15 Jahre Haft für Schilderdiebstahl

Dass nicht jeder Zeitgenosse diese Arbeit schätzt und würdigt, zeigt die Klage des Obmanns über Vandalismus: "Zum Beispiel auf der Hohen Linie von Keilberg bis zum Silberweiher sind vor acht Wochen sämtliche Tafeln weggerissen worden. Wir haben die erst im letzten Herbst frisch gemacht". So bedauerlich solch ignorantes Verhalten ist, so wenig ist es neu. Albert hat eine Kopie des Königlich Bayerischen Kreis-Amtsblattes der Oberpfalz und Regensburg mitgebracht, Ausgabe 11. August 1906. "Insbesondere wird häufig darüber geklagt, dass Weganlagen, Wegweiser, Orientierungstafeln, Ruhebänke, Anpflanzungen und andere derartige Anlagen, welche die Vereine mit großen Opfern an Arbeit und Geld herstellen, von böswilliger oder unverständiger Hand beschädigt, zerstört und beseitigt werden", heißt es da unter anderem.

Dem sei auch heute nichts hinzuzufügen, sagt Albert. Allerdings hatten unsere Vorväter weit drastischere Methoden, solche Untaten zu ahnden: "Mit Gefängnis bis zu drei Jahren und Ehrverlust, unter Umständen gar mit Gefängnis bis zu 15 Jahren und schwerer" konnten Missetäter damals bestraft werden.

Die Wegeschilder, die sich vor allem an den Ausgangs- Kreuzungsund Endpunkten der Routen befinden, werden an die Bäume genagelt oder geschraubt oder mittels Schellen an Masten und Pfosten befestigt. Zusätzlich werden etwa alle 200 Meter farbige Markierungen, so genannte Beruhigungszeichen, an die Bäume gemalt). Um vor allem den Einflüssen der Witterung auf die Schilder zu trotzen, haben die Markierer des Waldvereins eigene Methoden zur Befestigung entwickelt. Auf dünnen, mit Aluminium beschichteten Kunststofftafeln, die sie selber auf Maß schneiden und mit den nötigen Bohrungen versehen, werden die ebenfalls in Eigenregie am PC gefertigten und fein säuberlich laminierten Wegbeschreibungen mit einem Spezial-Baukleber aufgebracht. Auf die Hinterseite der Tafeln werden Hartholzstäbchen geklebt, die oben und unten über das Schild ragen und dort mit Bohrungen für Schrauben oder Alunägel versehen sind. "Das Hartholz ist wichtig, weil der Baum wächst und Druck ausübt. Den halten nur Stäbe aus Buchenholz aus", erklärt Albert.

Zweier-Teams betreuen die 180 Wanderwege

Insgesamt 1360 Kilometer, die sich auf 180 Wanderwege zwischen einem und 21 Kilometer Länge verteilen, betreuen die Markierer der Sektion Regensburg. "Die Wegvergabe findet jedes Frühjahr statt", erklärt der Obmann. Dann werden an neun Zweier-Teams Karten der Wege verteilt, für die sie im Laufe dieses Jahres zuständig sind. Jeweils zehn bis zwölf Wege mit zusammen 50 bis 60 Kilometern pro Team. In einem Pflichtenheft führen sie genau darüber Buch, was getan wurde oder noch zu tun ist. "Pro Jahr wenden wir dafür über 1100 Arbeitsstunden auf", rechnet Albert vor. Hinzu kämen ungezählte Stunden für die Herstellung der Schilder und, seit 2009, eine digitale Wegeverwaltung mithilfe einer Software des Landesvermessungsamtes. "Das machen wir als einzige Sektion des gesamten Bayerischen Waldvereines", verkündet Albert stolz. Diese digitale Bearbeitung sei auch die Grundlage für den Wanderführer, den der Verein seit 2011 herausgibt: Wanderführer in die Umgebung von Regensburg heißt das Werk, versehen mit einer großen Wanderkarte mit allen Wegen des Waldvereins "Es gibt keinen anderen, der so vollständig ist", sagt Albert.

Zusätzlich zu diesen Wanderwegen betreuen die Markierer auch eine Reihe von Fernwanderwegen, soweit sie ihr Gebiet durchlaufen. Etwa den Main-Donau-Weg, den E8, den Oberpfalzweg, den Jakobsweg, den Donaupanoramaweg und den Goldsteig. "Darüber hinaus sind wir Wegepate für Teile des Burgensteiges", berichtet Albert. Der werde zwar eigentlich vom Landratsamt betreut, das wiederum die Markierungsarbeiten an die jeweiligen Gemeinden vergebe. "Immer mehr werden diese Aufgaben aber von den Tourismusämtern an uns delegiert, gegen eine finanzielle Vergütung", so der Obmann.

Rund 18000 Euro Kosten pro Jahr

Etwa 1400 Wegetafeln benötigt der Verein Jahr für Jahr, der Stückpreis liege bei etwa zwölf Euro. Die Staatsregierung bezahle dem Verein eine Aufwandsentschädigung in Höhe von etwa 50 Prozent ihrer Kosten, die pro Jahr bei durchschnittlich 18000 Euro liegen und in einer detaillierten Abrechnung im September ermittelt und an das zuständige Kultusministerium weitergereicht werden. "Im letzten Jahr waren es nur 35 Prozent, offenbar ist kein Geld mehr in den entsprechenden Töpfen", sagt Albert. Alles, was über die Zuschüsse hinaus geht, muss der Verein selber finanzieren. Dazu werden vor allem die Mitgliedsbeiträge (20 Euro pro Jahr, zehn Euro für Familienmitglieder, etwa 550 Mitglieder sind es aktuell) herangezogen. "Es geht immer gerade so rund, verdienen tut keiner was daran", beschreibt Albert die finanzielle Lage des Vereins. Der Obmann der Markierer wendet selber rund sechs Stunden Arbeit pro Woche auf, das ganze Jahr über, als Kontaktmann für die Markierer, Ansprechpartner für Waldbesitzer, Forstverwaltungen oder wer sonst noch mit dem Thema zu tun hat und als Kummerkasten für Beschwerden. Die gibt es auch, 20 bis 30 pro Jahr, beispielsweise dann, wenn Schilder fehlen oder die Wege nicht mehr begehbar sind. Albert lobt die "sehr gute Zusammenarbeit" mit den Bauämtern der Gemeinden, etwa bei Ausschneidemaßnahmen. Jede Veränderung an den Wegen muss dokumentiert und an das Landesvermessungsamt gemeldet werden, das seinerseits alljährlich seinen Landeswegewart Peter Treml in Begleitung eines Beamten der Regierung von Oberfranken stichprobenartig auf den Weg schickt.

"Wir haben dieses Jahr sechs neue Wege dazu bekommen", erzählt der Obmann. Und ein weiterer werde wohl demnächst eröffnet, für den Landrätin Tanja Schweiger und Bürgermeister Jürgen Huber die Schirmherrschaft übernommen haben: Ein Klimaschutzweg, der vom Landratsamt über den Mühlberg nach Zeitlarn führen soll und von der Firma Windpower initiiert wurde. Zwei Mitarbeiter der Firma, Armin Schmid und Eva Brunner, sind der Einfachheit halber gleich als Markierer beim Waldverein eingestiegen. Überhaupt kann der Verein nicht über Mangel bei Mitarbeitern klagen: "Wir sind momentan gut versorgt", freut sich Albert. Alle Altersstufen seien dabei, wenn bei dem Treffen bei der Walba in Unterirading als Anlass für diesen Bericht auch überwiegend ältere Semester dabei sind. Etwa vier mal im Jahr treffe man sich aus Gründen der Geselligkeit, aber auch zum Austausch von Informationen und zur Abrechnung, sagt Albert, der sich durchaus auch häufigere Zusammenkünfte vorstellen könnte. –mox–

Hier der Originalartikel zum Download.

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Der Obmann Karl-Heinz Albert (hinten, 2. von links) mit den Markierern, die schon seit über zehn Jahren dabei sind (von links): Dieter Klocke, Winfried Sandner, Gerd Kallasch und Theo Berger (seit 37 Jahren dabei). Foto: Hossfeld

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