Bayerwald März 2020

"Wegemarkierung muss sich auch künftig lohnen"

(Der Bayerwald Ausgabe 3/2020)

Ausschussvorsitzender Karl-Heinz-Albert über die Bedeutung der Wegearbeit für den Verein selbst und die Außenwirkung in der Öffentlichkeit

-ml-

Ende März war eine Sitzung aller Wege- und Wanderwarte in Degernbach geplant, die wegen Corona hatte ausfallen müssen. Die Themen aber, die dabei hätten besprochen werden sollten, drängen. Es geht um eine der zentralen Aufgaben des Bayerischen Wald-Vereins und seiner Sektionen: die Markierung von Wanderwegen. Und es geht um die Frage, wie wir es schaffen, diese ehrenamtliche Leistung wieder stärker in den Mittelpunkt zu steilen - sowohl intern im Verein als auch in der Außenwahrnehmung der Öffentlichkeit. Karl-Heinz Albert, Sachgebietsleiter Wegemarkierung der Sektion Regensburg und Vorsitzender des Wegeausschusses im Hauptverein, erklärt die wichtigsten Punkte im Interview.

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Karl-Heinz Albert plädiert für mehr Digitalisierung in der Wegearbeit. Foto: Albert

Karl-Heinz, wo stehen wir im Moment in Sachen Wegemarkierung?

Ich sage es mal mit einem Bild: Jede gute Gaststätte hat ein Schild draußen, auf dem für eine Einkehr geworben wird. Doch wo bleibt das Aushängeschild beim Wald-Verein, auf dem die ehrenamtlichen Leistungen unserer Wegemarkierer in den Fokus gerückt werden. Es ist wichtig, dass diese Leistungen wieder in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Und es ist wichtig, dass alle Finanzmittel, die wir über den Landesverband schließlich vom Umweltministerium für die Pflege der Wege bekommen, auch abgerufen werden.

Das heißt, uns geht derzeit Geld durch die Lappen, das uns eigentlich zustehen würde?

Ja, genau. Wir müssen jedes Jahr eine Abrechnung beim Landesverband abgeben, aufgrund der die jeweiligen Sektionen die ihnen zustehenden Mittel erhalten und mit denen die einzelnen Sektionen wiederum die Aufwendungen Ihrer Wegewarte begleichen. Wie bereits den Sektionen mitgeteilt, haben sich die Modalitäten dieser Abrechnung erneut geändert. Grob berechnet beträgt die Aufwandsentschädigung etwa zehn Euro pro Kilometer Wanderweg ab dem Geschäftsjahr 2020/2021. Bei den 4.196 Kilometern, die wir in unserem Gebiet haben, wären das insgesamt rund 42.000 Euro. Für das letzte Geschäftsjahr 2019/2020 aber haben nur 19 der 59 Sektionen eine Abrechnung Ihrer Wegearbeit abgegeben. In den vergangenen Jahren hatte das noch keine finanziellen Auswirkungen, weil noch die alte, pauschale Abrechnungsmethode galt. Ab diesem Jahr aber bekommen wir nur mehr für jeden tatsächlich betreuten Wanderwegkilometer den Zuschuss. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Weg neu markiert oder überprüft und gegebenenfalls nachmarkiert wird.

Liegt das Problem an der fehlenden Rückmeldung oder daran, dass manche Sektionen gar keine Wegearbeit mehr machen?

Unser Ziel muss es sein, alle Sektionen wieder ins Boot zu holen, um zum einen in den Sektionen wieder die Wegearbeit anzustoßen und zum anderen natürlich den Informationsfluss zu verbessern, damit auch wirklich jeder Wegkilometer angegeben und abgerechnet wird. Letztlich wird hier auch das Geld ein Hauptargument sein, also die Botschaft: Wegemarkierung lohnt sich wieder! Denn auch wenn die Sektion ihre Wegemarkierer entschädigt, so bleibt auch noch einiges für die Verwaltungstätigkeiten für die Vereinskasse übrig.

Das wäre also der Fahrplan für eine interne Verbesserung. Wie sieht es denn mit der Außenwahrnehmung aus?

Dies ist der zweite wichtige Punkt, an dem wir dringend arbeiten müssen. Im Bereich Regensburg wurden schon einige Wanderwege "eröffnet", zuletzt der Goldsteig-Zubringer von Brennberg nach Wiesent mit großer Einweihung durch unsere Landrätin, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden. Aber mit keinem Wort wurde der Wald-Verein erwähnt, der genau diesen Weg vor Jahrzehnten markiert und seitdem immer wieder nachgeprüft und betreut hat.

Im gesamten Bereich, in dem der Bayerische Wald-Verein aktiv ist, sehen wir genau diese Problematik sehr häufig. Der Wald-Verein lässt sich sozusagen die Lorbeeren abnehmen - vom Tourismusverband Ostbayern, den Naturparken oder diversen Tourismusämtern.

Na, dann könnte man ja meinen, dass die Markierung durch den Wald-Verein wohl überflüssig geworden ist. Die Zeilen haben sich geändert, dann suchen wir uns halt neue Aufgaben, oder nicht?

Nein, eben nicht. Denn häufig ist festzustellen, dass mit der großen Präsentation am Einstieg des Wanderweges und vereinzelt auch zwischendurch, Schilder mit dem "neuen Weg" angebracht werden. Aber um die durchgängige Zwischenbeschilderung, die dem Wanderer die Sicherheit gibt, auf dem richtigen Weg zu sein, kümmert man sich kaum. Es gibt viele Wege, die mangelhaft markiert sind und genau hier ist nach wie vor der Wald-Verein mit seinen vielen Ehrenamtlichen tätig - nur wird das nicht mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Was wäre dein Vorschlag, um das zu ändern?

Kontakte aufbauen, Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen anstreben. Wir in Regensburg versuchen, diesen Weg zu gehen und es zeigen sich erste Erfolge. Kürzlich etwa habe ich genau zu diesem Thema einen Vortrag vor dem "Naherholungsverein Regensburg" gehalten, in dem unsere Landrätin, Oberbürgermeisterin sowie sämtliche Bürgermeister der umliegenden Gemeinden Mitglied sind. Das Ergebnis war, dass der Zuschuss für unsere Geschäftsstelle in der Regensburger Innenstadt von 3000 auf 7000 Euro aufgestockt wurde. Man würdigt durchaus die Leistungen und die Notwendigkeit dieser Tätigkeit, aber es sind wir, die darauf hinweisen müssen.

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Wie ein dichtes Netz ziehen sich im Bayernatlas die Wanderwege über die Landkarte. Mit wenigen Klicks kann man den gesuchten Weg auswählen und sich die Route ansehen. Screenshot

Und gibt es weitere Möglichkeiten, die dir einfallen?

Viele sogar. Wir arbeiten gerade in Regensburg an der Neuauflage eines Wanderführers, den wir 2011 mit 4000 Exemplaren aufgelegt haben und der mittlerweile ausverkauft ist. Die Agilis-Bahn kam kürzlich auf mich zu, ob wir denn nicht von den Haltestellen der Bahn aus Wanderrouten anbieten könnten. Solche Projekte hätten Außenwirkung und würden zu einem Aushängeschild des Vereins. Und eine weitere, ganz wesentliche Möglichkeit ist die Digitalisierung, die uns enorm weiterbringen kann. Im Bayernatlas sind alle Wanderrouten hinterlegt. Auf der Webseite der Sektion Regensburg haben wir alle unsere Wege aufgelistet. Mit einem Klick sieht man sofort welches Symbol der Weg hat, wie lang er ist usw. Und mit einem Link zum Bayernatlas bekommt man übersichtlich den Verlauf, kann von der topographischen Karte zum Luftbild wechseln und vieles mehr. Die Möglichkeiten sind unendlich, man muss sie nur nutzen.

Aber viele Mitglieder bräuchten dazu wohl eine Anleitung, wenn sie selbst es nicht gewohnt sind, sich Im Internet zu bewegen.

Das stimmt. deshalb werde ich das bei der nächsten Versammlung, die für November geplant ist, und bei der ich auf große Teilnahme aller Sektionen hoffe, in einer Präsentation zeigen. Es ist nämlich eigentlich sehr leicht und jeder kann das umsetzen. Jede Sektion, auch der Hauptverein könnte auf ihrer Webseite die Wanderwege auflisten und mit einem Link zum Bayernatlas versehen.

Zusammenfassend: Welchen Stellenwert hat die Betreuung von Wanderwegen Im Bayerischen Wald-Verein?

Derzeit kommt sie zu kurz und sollte wieder einen höheren Stellenwert einnehmen - wir sind nicht nur ein Heimat- und Brauchtumsverein, sondern haben uns gerade um die Erschließung von markierten Wanderwegen verdient gemacht - und wir werden nach wie vor gebraucht. Die Tatsache, dass wandern wieder im Trend liegt und gerade viele junge Menschen auf diese Weise die Natur unserer Region entdecken, birgt auch große Chancen für unseren Verein und all seine Sektionen. Das Gute ist: Die Strukturen sind ja schon da, es wird ja bereits seit vielen Jahrzehnten jede Menge getan, aber wir müssen uns der Zeit insoweit anpassen, dass wir unsere Arbeit mit modernen Mitteln und digitaler nach außen tragen und intern die Abläufe optimieren.

Vielen Dank für das Gespräch -ml-

Hier der Originalartikel zum Download.

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